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Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Technisches: Fragen, Tipps & Tricks zu Wartung, Reparaturen, Umrüstungen etc.
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Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon FeinExpress » 04.12.2012, 20:38

Hallo zusammen,

vermutlich ist eine Abflachung der 24°-Weiche auf 18° schon gemacht worden, ich kenne aber keine Berichte dazu.
Daher habe ich hier meine Umrüstung einmal komplett dokumentiert; vielleicht hilft es bei manchem Anlagenbau.

Entsprechend dem Folgebild wird zunächst mit dem Trennschleifer das Bogenende am
Herzstück über 3 Schwellen abgetrennt, insgesamt zunächst 4 Schnittstellen wie Bild.
An der Innenschiene ist gegenüber der Mitte zwischen 3. und 4. Schwelle etwas mehr Länge (ca. 0,3 mm) von der Weiche stehen zu lassen, damit nachher kein großer Schienenstoß entsteht. Insgesamt werden somit ca. 21,2 mm Schiene abgetrennt (einschließlich Schnittbreite). Die genauen Maßangaben sollen eine Orientierung sein; der Augenschutz ist beim Trennschleifen Pflicht.

Bild

Von unten werden nun die 2 elektrischen Schienenleiterbahnen so aufgetrennt, dass etwa 7 mm als spätere Lötfahne am geraden Gleis stehen bleiben.
Die noch verbleibende Kunststoff-Verbindung wird z. B. mit einem 2 mm-Kugelfräser aufgetrennt (rote Linie im Folgebild), bis das Stück abfällt.

Bild

Als nächstes wird mit einer feinen Feile flach-spitz an der Bogeninnenseite das Herzstück leicht befeilt, so dass ab der Spitze (die selbst jedoch nicht verändert werden darf) sich ein gerader Verlauf ergibt. Dies bedeutet, dass die breiteste Stelle (ca. 5,8 mm) des Herzstücks um ca. 0,3 mm schmaler wird. Die Begradigung wird aber aus flachem Blickwinkel nach Augenmaß vorsichtig gemacht; die 0,3 mm sind nur ein Anhaltspunkt und lassen sich schwer messen.

Bild

Auch das Innenbogengleis wird auf den letzten 8 bis 12 mm, also etwa ab Herzstückspitze, mit der Flachzange ganz leicht auf Begradigung zurückgebogen. Dazu vorher das 1., evtl. auch noch das 2. Kleineisen innen wegnehmen oder bearbeiten.

Für den Schienenverbinder (mit der Zange vom abgetrennten Teil herausziehen) muß unter der Innenschiene über 6 mm Länge ein Spalt geschaffen werden, siehe Folgebild. Den Verbinder um 1 mm kürzen.
Statt mit dem Trennschleifer könnte mit etwas Geschick der Verbinder aber auch beim Aufdrücken durch gleichzeitiges Erhitzen mit dem Lötkolben „eingeschmolzen“ werden, wenn er nicht zu straff auf die Schiene geht (etwas aufbiegen, an anderer Schiene probieren).

Bild

Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von FeinExpress am 05.12.2012, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon FeinExpress » 04.12.2012, 20:50

Fortsetzung:

Jetzt wird das Anschlußgleis vorbereitet, in meinem Fall das 49,2 mm-Gleis.

Auf der Herzstückseite wird nach Abnahme des Schienenverbinders genau bündig zur Schwelle ein kleines Stück von der Schiene abgetrennt; verkürzend um ca. 2,3 mm.
3 Schwellenenden werden auf der gleichen Seite mit schrägem Schnitt verkürzt, so dass diese Berührpunkte mit der Weiche gegenseitig angepaßt werden. Dazu auch unter der 1. Schwelle des Anschlußgleises etwas abtragen, so dass die überstehende Lötfahne der Weiche platzmäßig berücksichtigt wird.
Nun auch schon feine Elektroniklitzen von außen an die Schienen des Anschlußgleises löten, dazu die Stellen etwas anrauhen (z. B. mit dem Kugelfräser) und Lötfett nehmen, dann kann sehr schnell gelötet werden (Elektroniklot mit niedrigem Schmelzpunkt verwenden).

Bild

Die Teile können nun verbunden werden. Die Bogengleichförmigkeit ist noch einmal mit flachem Blickwinkel zu prüfen und das Anschlußgleis dementsprechend winklig anzubringen.
Wenn korrekt gearbeitet wurde, gibt es auch keinen Stoß am Herzstück. Trotzdem muß vor dem Verkleben der 3 sich berührenden Schwellen unbedingt mittels Gewichten auf ebener Unterlage eine plane Auflage der Teile sichergestellt werden, dabei auch nochmals direkt am Übergang Herzstück/Schiene die Höhengleichheit genau prüfen.
Nach einem letzten Blick auf die Bogengleichförmigkeit werden die 3 Schwellen miteinander verklebt (am besten vor der Ausrichtung schon eine Papierunterlage vorsehen).
Nach Aushärtung werden zum Abschluß an der Unterseite die nötigen Aussparungen für die Litze geschaffen, damit es später auf der Anlage nicht aufträgt, und diese an den Lötfahnen angelötet.

Hier nun die fertige 18°-Weiche:

Bild


Wenn eine gleichartige Gegenweiche direkt an das Anschlußgleis angebaut wird, kann dieses als Zwischengleis theoretisch von den 49,2 auf 42 mm gekürzt werden, um so auch einen etwas vorbildgerechteren Gleis-Mittenabstand von ca. 55 mm an dieser Stelle herzustellen.
Weniger als 42 mm ist für diesen Fall nicht möglich, um eine normgerechte freie Mittelleiter-Gesamtlänge von 89 mm nicht zu unterschreiten.

Auf der Anlage ist das mit der schlankeren 18°-Verbindung gut zu sehen:

Bild


Eine weitere interessante Anwendung ist die Kombination mit einer Kreuzungsweiche, im Bild ist es eine von der DKW zur EKW amputierte Weiche. Der kleine Restfehler von 6° läßt sich elegant im leichten Bogen zwischen den 18°-Weichen kaschieren.

Bild


Es würde mich freuen, wenn ich eine machbare Anregung geben konnte, um unser Trix Express-System doch ein wenig zu verschönern.


Viele Grüße
Uwe
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Re: Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon Jan TE » 04.12.2012, 22:01

Also alle Achtung!
Diese lösung für schlankere Weichen habe ich noch nie gesehen.
Es gab/gibt was von "Weichen-Walter" , aber das sind völlige Neukonstruktionen.
Diese lösung wie dargestellt, is weitgehend orgineller.
Komplimente dazu!
:)

M.f.G., Jan
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Re: Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon Peter Tümmel » 05.12.2012, 09:19

Hallo Uwe,

ich habe eine Anmerkung zum Einbau des 40,2mm-Gleises am Herzstück.
Ich würde das Herzstück nicht schlanker feilen, sondern eine Aussparung am hinteren Ende in der Breite einer Schiene und in der Länge des Anschlussstückes vorsehen. Damit entfällt das Anschrägen des Herzstückes und des 40,2 mm-Gleises. Auch hierbei muss darauf geachtet werden, dass der Übergang vom Herzstück auf das Gleis eben ist. Ich habe dein Bild genommen und dementsprechend geändert. Ich hoffe es ist in deinem Sinn.

Gruß Peter
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Re: Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon FeinExpress » 05.12.2012, 20:33

Hallo Jan,

danke für die Blumen.

Hallo Peter,

ja, diese Variante ist natürlich auch möglich.
Es entfällt dann die einseitige Verkürzung der Anschlußschiene um die 2,3 mm , statt dessen wird also die Aussparung im Herzstück-Kunststoff gemacht.

Falls dabei zusätzlich auch auf das Begradigen der Weichen-Innenschiene über die letzten 8 – 12 mm mit der Flachzange verzichtet wird, fehlen aber dann doch annähernd 2° in der Verschlankung (rechnerisch 24° über 139 mm = ca. 2° für 12 mm), man erhielte dann also eine annähernd 20°-Weiche.

Wird die 12 mm-Begradigung daher für 18° doch gemacht -mit der Herzstück-Aussparung-, muß innen am Herzstück doch noch gefeilt werden, um dort den entstandenen Spurversatz von ca. 3 Zehnteln wegzunehmen.
Tatsächlich hatte ich sogar diese Variante mit Herzstück-Aussparung auch an fast allen 18°-Weichen in der Anlage so ausgeführt; in Abweichung zu meiner Beschreibung.

Bild

Ich hatte erwartet, dass bei Geradeausfahrt die Außenschleifer an Loks wie der BR 24 nicht so weit ausschwenken, so dass die Isolierverkürzung am Herzstück unkritisch ist. Obwohl die Schleifer genauestens eingestellt wurden (wegen Mittelleiter-Polarisierung von Bogenweichen-Zungen), gab es vereinzelt Berührungs-Kurzschlüsse beim Überfahren mit diesen Loks. Höhentoleranzen spielen dabei auch eine Rolle. Die Stelle kann man dann zwar auch nachträglich isolieren, aber für die Beschreibung habe ich also doch lieber die „kurzschlußsichere“ Variante gewählt.

Viele Grüße
Uwe
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Re: Weiche mit Abzweigwinkel 18°

Beitragvon Peter Tümmel » 05.12.2012, 20:50

Hallo Uwe,

tatsächlich habe ich die 2° Abweichung in meiner Ausführung vergessen. Also ist die von dir gewählte Variante betriebssicherer.
Ich habe bei einer Weiche von mir etwa die Hälfte der geraden Schienen abgeschnitten und stattdessen einen Radius 1-Bogen angebracht weil ich nicht genug Platz hatte. Sobald ich ein paar Bilder gemacht habe, stelle ich diese mit Bericht hier ein.

Gruß Peter
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