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Die Bahn, Staat/Privat?

Alles was nichts mit Modelleisenbahnen zu tun hat.

Die Bahn, Staat/Privat?

Beitragvon Jan TE » 04.09.2012, 11:18

Hallo Bahnenthousiasten,

Als ich vor etwa 25 Jahre, durch ein Umzug, meine TE-Modellbahnanlage abbauen musste, und die Sachen im Umzugkarton landeten und dann 23 Jahre da drin blieben, sah die Bahnwelt ganz anders aus.
Weitaus die meiste EU-länder hatten damals Staatsbahnen, wie DB, NS, DSB, SNCB, SNCF, FS, SNCL usw.
In die 23 Jahre war mein Interesse auch nicht mehr so auf Eisenbahn eingestellt, es kamen eben andere Sachen wie Familie und so.

Private Bahngesellschaften waren vor 25 Jahre ehe eine Ausnahme, wie z.B. die Bentheimer Eisenbahn.

Jetzt, wo ich seit etwa zwei Jahre mich wieder met der Bahn beschäftige, durch die wiederbelebung meinen Trix Express Modellbahn, sieht die "(Modell-) Bahn Landschaft" ganz anders aus.
Es gibt jetzt neuere Fahrzeuge, und die ältere Loks und Zuggattungen sehen jetzt aus als ob die durch semptlichen Farbtöpfe gefahren sind.
Ursache: die Privatiserung der Bahn.

Eigentlich spitzt meine Frage sich darauf zu: Was hat denn uns die Privatiserung der Bahn gebracht?
Welche Vor- und Nachteile?

Sicherlich gibt es vorteile: z.B. Wiederbelebung stillgelegte Strecken.
Andererseits auch Nachteile wie den Bahnkartensalat.

Und welche Bahngesellschaft gehört nun wen?
Und wieviele Bahngesellschaften gibt es nun überhaupt?

Was ist eure meinung dazu?
Jan TE
 
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Re: Die Bahn, Staat/Privat?

Beitragvon PaTrix » 04.09.2012, 23:50

Hallo Jan TE,

Du greifst ein interessantes Thema auf, das zwar mit unserem Hobby nichts gemein hat, uns dennoch interessieren sollte. Voraussetzung ist allerdings, dass die "Bahn" auch benützt wird, und nicht das ach so geliebte Status-Symbol "Mein Auto" noch immer zu 99,5% ... :?

Jan TE hat geschrieben:... Und wieviele Bahngesellschaften gibt es nun überhaupt? ...

Heute wird nicht mehr von Bahngesellschaft gesprochen, sondern von einem EVU - Eisenbahnverkehrsunternehmen, das die Berechtigung (= Staatliche Zulassung) erhalten hat, Eisenbahnverkehre im "offen" Netzzugang zu "führen". Für weitere Info schaust Du hier :arrow: :

http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnverkehrsunternehmen

Momentan sind es weltweit ca. 650 EVUs!! Wieviele in D bzw. in CH steht im Artikel auf Wikipedia! :wink:

Jan TE hat geschrieben:... Und welche Bahngesellschaft gehört nun wen? ...

Dies hängt wohl damit zusammen, welcher Staat seine EVU oder gar mehrere EVU's "organisiert" hat. In der CH sind die SBB/CFF/FFS als ehemaliger Monopol- bzw. sog. "Regie"-Betrieb des Bundes in eine sog. "öffentlich-rechtliche Gesellschaft" umgewandelt worden. Diese Rechtsform ist vergleichbar mit einer privaten Aktiengesellschaft, jedoch liegt die Aktienmehrheit (mind. 51%) noch immer beim Staat. Im Fall der CH sind dies der Bund (= Eidgenossenschaft) und die 26 Kantone, momentan noch mit 100% bzw. der Bund mit 51%. Es gibt allerdings auch hier Überlegungen, die SBB/CFF/FFS an der Börse zu kotieren und damit in eine teilweise "Publikumsgesellschaft" weiterzuwandeln. Das Parlament erteilt den SBB/CFF/FFS einen sog. Leistungsauftrag, d.h. das EVU muss eine Eigenwirtschaftlichkeit von bspw. 85% erzielen, die Differenz (= 15%) wird durch Steuergelder "abgegolten".

Inzwischen hat die SBB auch jede Menge an Tochtergesellschaften (= EVUs) geschaffen und sich organisatorisch eine "Konzernstruktur" gegeben. Die Teilbereiche sind für den Personenverkehr, Güterverkehr (SBB Cargo), die Infrastruktur und besondere Bereiche des Konzerns (z.Bsp. Liegenschaftverwaltung, da die SBB der grösste Liegenschaftenbesitzer in der CH sind!! oder etwa die Informatik in eigener Sache und als Service für "Dritte") vorgesehen.

Daneben haben sie für die meisten EU-Ländern noch eigene EVUs, die mit anderen EVUs kooperieren. Bspw. in I: =>> SBB Cargo Italia Spa, in D: =>> SBB Deutschland GmbH, in F: ==> Lyria S.A. (Betreiberin der TGV LYRIA CH <==> F zusammen mit SNCF, 50%:50%) oder die Cisalpino Spa (Betreiberin der Cisalpino-Züge CH <==> I zusammen mit FS Italia, 50%:50%). Letzere Gesellschaft ist allerdings in Auflösung, da die Zusammenarbeit mit I nicht sehr gut funktioniert hat und deshalb die Gesellschaft im beiderseitigen Interesse aufgelöst werden wird (ca. 2015).

Daneben gibt es in der CH noch eine Menge rein "privater" EVUs (siehe Wikipedia-Artikel).

Jan TE hat geschrieben:... Eigentlich spitzt meine Frage sich darauf zu: Was hat denn uns die Privatiserung der Bahn gebracht? ...

Das Vereinigte Königreich "Grossbritanien" hat auch hier die "führende" Rolle inne. Nicht nur die 1. Eisenbahn war dort (privat) gedampft bzw. gefahren, sondern Frau Margret Thatcher als damalige Prime Ministerin hat durchgeboxt, dass die ehemalien B.R. (British Railways) privatisiert werden. Seit ca. 1995 gibt es die B.R. nicht mehr, dafür eine ganze Menge privater EVUs.

Die Erfahrungen, die in U.K. gemacht wurden, sollten eigentlich Abschreckung sein, dass sich solches nicht bei anderen EVU's bzw. anderen "Staaten" (mit der Oberaufsicht!) wiederholt. Allerdings zeigt es sich, dass sich in anderen Staaten gleiche Missstände bzw. Errungenschaften wiederholen und damit nichts ausgelassen wird, was die Privatisierung zum "Schrecken" der Benutzer (= Kunden) macht.

U.K. musste auch "zurückkrebsen", nachdem die Infrastrukturbetreiber der besseren Rendite wegen nicht mehr in die Infrastruktur investierst hatten - (=> weniger Geld ausgeben = mehr Erfolg, sprich Gewinn für die privaten Aktionäre) - mit der Folge, dass die Infrastruktur (Gleise, Bahnkörper, Bahnhöfe etc.) verlotterten und die Sicherheit bald nicht mehr gegeben war. Nachdem sich deswegen innert kuzer Zeitfolge gravierende Unfälle mit mehreren Zehn an Todesopfern ereigneten, war der "Staat" wieder aktiv geworden.

Es gibt zwar die B.R. nicht wieder, es bleiben auch die vielen privaten EVUs, jedoch gibt es eine viel striktere "Staatliche Oberaufsicht", insbesondere für die Infrastrukturbetreiber und eine ebenfalls staatlich kontrollierte Organisation, die landesweit Fahrscheine (Tickets, Billiettes) für alle Fahrstrecken (und damit EVUs) herausgibt. Diese Fahrscheine können jetzt überall benützt werden. Dieses Unternehmen rechnet mit allen EVU's ab. Dies nachdem es in den Anfängen der "Privatisierung" vorgekommen war, dass Passagiere mit einem gelösten Tickets für die eine EVU, nicht mit einer anderen EVU damit fahren durften, obwohl beide EVUs die gleiche Strecke befuhren bzw. befahren (z.Bsp. York - London King's Cross oder Birmingham - London Marlebone)... für den Kunden mit allen Unannehmlichkeiten, wie verpasste Anschlusszüge und damit einiger Verspätung zum Reiseplan etc. etc.

Heute vorteilhaft in U.K. ist, dass die Bahnen beim Rollmaterial absolut "top" und "modern" sind, damit die Kunden wegen der Konkurrenz (= Wettbewerb) möglichst mit der "eigenen" EVU fahren. Dies hat auch zur Folge, dass die Züge "farbiger" geworden sind. Dies obschon es in U.K. für jede Region bereits sein den Anfängen "farbige" Regionlazüge gegeben hatte. Was einst "schlicht" und "klassisch" im Erscheinungsbild war, ist heute teilweise "marktschreierisch" und "grell" (nicht mehr nur "bunt").

Als besonderen "Leckerbissen" empfehle ich die Reise von Zürich HB nach London St. Pancras International (mit TGV LYRIA und EUROSTAR) bzw. von Frankfurt a/M. Hbf nach London St. Pancras International (ICE International und EUROSTAR, bald auch für DB durchgehend!) und zurück mit der Bahn. Dies ist heute für die Hin- bzw. Rückfahrt unter 8 Std. möglich, wobei im Zentrum "gestartet" und auch im Zentrum "angekommen" werden kann! (= Vorteil!) :wink:

Mit TRIXigen Grüssen
PaTrix
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