von Dietmar » 29.11.2007, 16:59
Hallo
Die Beiträge von oben ermuntern mich mal meine Meinung dazu kundzutun.
Im kann nur zum Teil dem schon gesagten zustimmen, dem meisten möchte ich doch wiedersprechen. Mir wird da einiges zu pauschal dargelegt. Auch schweifen einige Antworten von der ursprünglichen Frage“ Modellbahnsterben allgemein“ etwas ab.
Ein Einstieg in das Modellbahnhobby muss nicht teuer sein. Die Firma Piko hat da zu sehr günstigen Preisen Startsets in allen Preisklassen, auch Digital. Dagegen ist das Aldi Märklinset mit der Fantasie V 60 auf Thomasfahrwerk ja wohl der letzte Müll. Auch glaube ich nicht dass das durcheinander mit den vielen Digitalsystemen einen Einsteiger abhält. Diese Kiste öffnet sich doch erst wenn einer auf digital umsteigt, oder Loks mit unterschiedlichen Decodern kauft.
Die Dummen sind doch nur die Kunden des „Marktführers im Westen“. Alle anderen DC- Hersteller lassen Dank einer Schnittstelle doch dem Käufer freie Wahl des Decoders und Systems.
Und wenn’s einer weniger detailliert haben möchte, dem wird auch noch genug geboten. Aber man entwickelt sich doch auch weiter was die Detaillierung angeht, und je maßstabsgetreuer desto stimmiger sieht doch ein Zug aus. Es wird doch im ernst keiner behaupten das ein Zug mit den 23 cm Blechwagen und einer verkürzten E 10 mit Schwenkpufferbohle besser aussieht als der gleiche Zug mit der Bügelfalten E 10 von Trix und 1: 100 oder gar 1: 87 Wagen, oder? Und ein R 1 Radius von Trix sieht nun mal bescheiden aus im vergleich zu einem größeren. Und von den Trix „Feldbahnweichen“ brauchen wir doch erst gar nicht zu reden. Aber das ist nun mal so, und das können wir nicht ändern. Vielleicht lieben wir ja gerade deshalb so unser Trix Express? Aber deshalb können wir doch nicht erwarten, dass alle Hersteller darauf Rücksicht nehmen. Wen man eben im sichtbarem teil noch R 1 verlegt hat, dann muss man damit leben das die Wagen scheiße blöd ausschwenken. Aber das meiste was man an Wagenmaterial braucht, und gerade für die Ep.3 und 4, gibt oder gab es doch in 1: 100 von Roco. Und da hält sich das ausschwenken doch noch in Grenzen( oder auch nicht) Wenn nicht beim Händler, so wird man doch auf Börsen und ebay immer fündig. Und beim Vorbild sind in den letzen Jahren außer den Doppeldeckern auch keine neuen Personen oder Schnellzugwagen gebaut worden, sondern es sind ja auch nur „Farbvarianten“.
Wo wir schon beim Vorbild sind, da liegt meiner Meinung nach der Grund am mangelnden Interesse an der Eisenbahn und somit auch an der Modellbahn.
Ich kann da eine persönliche Erfahrung wiedergeben. Ich wohne in Remagen, Remagen ist die Stadt mit der gleichnamigen Brücke, kennt sicher jeder. Remagen liegt an der linken Rheinstrecke, und man hat auch einen schönen Blick über den Rhein auf die rechte Rheinstrecke.
Blenden wir mal 20-30 Jahre zurück, was wurde da geboten?
In Remagen zweigt auch noch heute der Rest der Ahrtalbahn nach Ahrbrück ab. Damals noch bist in die 90er fand da noch Güterverkehr statt. Lange Güterzüge mit 212 und bis zu 25 Güterwagen alleine von der Mineralquelle aus Bad Neuenahr waren nicht selten. In Remagen wurden sie mit den Wagen aus dem benachbarten Sinzig die die Köf 3 herbeigeschafft hatte zu einem langen Güterzug zusammengestellt. Anschließend gingen sie mit der 140, die den morgendlichen Güterzug gebracht hatte auf Reisen. Zwischenzeitlich war die Köf den ganzen Tag beschäftigt die Stückgutwagen nach Ahrweiler zu bringen, die Glasfabrik und Landhandel in Sinzig zu bedienen und in Remagen „ Ordnung“ zu schaffen. Auch die V100 Wendezüge der Ahrtalbahn lockerten das Bild auf, zumal wenn es zweimal am Tag kein Wendzug war sondern einer Garnitur ohne Steuerwagen dafür aber mit blauem Am und eine mit yl Wagen. Das brachte so ein Flair von Fernverkehr auf die Ahrtalbahn.
Auch auf der Hauptstrecke Köln –Koblenz wurde es nicht langweilig, 103, 110 Kasten oder Bügelfalten,111, 112, 140,141, auch mal eine der Kölner 184 bereicherten das Bild der Schnell und Personenzüge. Später in den 90ern auch noch die 112 ost und die 120 vor IR-Zügen. Das ist nur ein kleiner Teil von dem was da so an einem Tag los war.
Auch rechtsrheinisch in Linz war es Spannend. Dort zweigt noch heute die Steilstrecke nach Kalenborn ab. Auch dort bediente eine V 100, diesmal aber die seltenen 213 die Güterkunden und rangierte in Linz. Auch die Personenzüge waren bunt, yl, yg, Silberlinge und MD-Gepäckwagen bildeten oft gemischt die Zuggarnituren.
Da konnte man noch was beobachten, fand genug “Stoff“ zum nachspielen. Davon zehre ich noch heute. Auch eine Zugfahrt war noch Spannend, da gab es viel zu sehen, nicht wie heute eine Fahrt hinter Schallschutzwänden und durch Urwald.
Und was ist heute davon noch übrig? Nichts, dank MORA-C gibt es keinen Güterverkehr mehr. Die Fahrzeugvielfalt ist sehr übersichtlich geworden, IC´s/ EC´s mit 101 oder 120, RE´s mit Doppelstockwagen und 146, und die RB mit 425ern. Auf der Ahrtalbahn verkehren nur noch Talent-Triebwagen. In Linz ist es noch schlimmer, nur 143 und 425, mehr nicht. Wenn da nicht der Durchgangsgüterverkehr wäre, es würde kotzlangweilig. Die einzige Abwechslung im roten allerlei sind die Privaten, die auf der rechten Rheinstrecke schon einen großen Teil des Güterverkehrs fahren mit ihren schönen bunten Loks.
Was bitteschön soll denn ein Kind heute noch nachspielen? Züge die im Taktverkehr am Bahnhof halten, Güterzüge die Durchfahren, nichts mit Rangieren. Das kennen die Kinder doch nicht mehr. Es wird einem ja schon manchmal selber langweilig wenn man nicht gerade auf eine großen Bahnhof ist wo was abgeht.
Ich sehe es doch bei meinen Sohn, was will er haben ICEs, Dispoloks, Pendolinos. Nichts mit Dampflok oder Rangieren. Er läst die Züge halt im Kreis fahren, und das wird eben nach einer Zeit langweilig und eine neue Lok muss her um was anderes fahren zu lassen. Und dabei hat er von mir die volle Dröhnung mitbekommen. Dampffahrten, Filme über Eisenbahn, viele Zugfahrten, auch in den Urlaub.
Bahnfahren ist für die meisten uncool, nur noch für Leute die kein Auto haben. Meine Frau ist Lehrerin, man glaubt nicht wie viele Kinder noch nie Zug gefahren sind. Für viele ist die Abschlussfahrt in die Jugendherberge die erste Bahnfahrt.
Da liegt das Problem, ohne Nachwuchs fehlt die Nachfrage. Deshalb verkaufen die Hersteller immer weniger und müssen die Preise weiter heben um noch Umsatz zu machen. Das wird sich noch verschlimmern, damit müssen wir leben. Aber es gibt auch manchmal einen Hoffnungsschimmer. Auf der Schule meines Sohnes wird eine Modellbahn AG angeboten, so was hatten wir früher nicht. Auch glaube ich dass es früher auch nicht soviel mehr Eisenbahnfreunde unter den Kindern gab. Als ich Schüler war, waren es 2 die in meinen Alter waren, bei meinem Sohn ist es noch einer der Eisenbahnfreund ist. Da liegt der Hund begraben.
Grüße
Dietmar