Wie alt ist die elektrische Modelleisenbahn eigentlich?
Ab 1833 konnte man elektrische Motoren bauen, die zunächst gerade in der Lage waren, sich selbst zu bewegen.
Nachdem der Schmied Thomas Davenport aus Vermont; USA, im Jahr 1834 die Vorführung eines Magneten sah, gelang ihm der Bau eines Elektromotors. Beim Patentamt wurde er allerdings mit seiner Erfindung abgewiesen. Für einen erneuten Patentantrag bereitete er sich besser vor. Er baute unter Anderem eine elektrische Modelleisenbahn, um zu beweisen, daß sein Motor in der Lage war, mehr Kraft auszuüben, als sich nur selbst zu drehen. Für seinen Motor, ein Gleichstrommotor, der schon Büsten und Kommutator besaß, bekam er heute vor 175 Jahren (25.2.1837) ein Patent. Obwohl seinerzeit auch andere Personen an der Entwicklung des Elektromotors arbeiteten, gilt Davenport als der Erfinder des Eletromotors.
Davenport baute auf andere Erfindungen auf.
1820 entdeckte der Däne Hans Oersted, daß sich eine Magnetnadel von einem von Strom durchflossenen Draht beeinflussen ließ. Zuvor meinte man Magnetismus und Elektrizität hätten nichts miteinander zu tun.
Kurz darauf entdeckte der Franzose Andre-Marie Ampere, daß man die Magnetkraft verstärken konnte, wenn man den Draht zu einer Spule aufwickelt.
1825 wickelte William Sturgeon den noch unisolierten Draht, auf einen isolierten hufeisenförmig gebogenen Eisenstab. Der von ihm entwickelte Eletromagnet konnte immer 5 Pfund heben.
Joseph Henry entwickelte den Magnet weiter, isolierte die Drahtwindungen und benutze Weicheisen als Magnetkern. Sein von ihm entwickelter Magnet konnte schon 2000 Pfund heben. Man nutzte ihn, um das in erzhaltigem Sand enthaltende Erz zu extrahieren. Henry arbeitete an der Albany Academy seit 1826. 1833 zog er nach Priceton und wurde schließlich der erste Sekretär des Smithsonian Institution. - Heute messen wir die Induktivität einer Spule in Henry.
http://siarchives.si.edu/history/jhp/39040.gif
Thomas Davenport hörte von Henrys Elektromagnet. Er fuhr zusammen mit seinem Bruder, einem Hausierer auf dessen Pferdekarren zu Henry. Dort angelangt verkaufte der Bruder seine mitgebrachten Waren. Ferner wurde das gute Pferd des Bruders verkauft. Dafür kauften sie im Dezember 1833 ein schlechteres Pferd und einen von Henrys Eletromagneten.
Zu Hause angekommen schlug der Bruder vor, man sollte den Magnet gegen Eintrittsgeld dem Publikum vorführen. Davenport baute aber den gekauften Magnet auseinander, um zu sehen, wie er aufgebaut war. Darauf baute er selbst zwei weitere Magnete. Da ihm dazu nur unisolierter Draht zur Verfügung stand, mußte das seidene Hochzeitskleid seiner Frau dran glauben. Er baute den einen Magnet in einen Rahmen, den zweiten Magnet auf ein Rad. Beim Einschalten des Stroms machte der Magnet auf dem Rad eine halbe Drehung. Wenn man die Anschlußdrähte vertauschte, machte der Magnet auf den Rad ein weitere halbe Drehung. Was Davenport dann erfand, nennen wir heute Bürste und Kommutator.
Er trat mit seiner Erfindung im Dezember 1834 an die Öffentlichkeit. Im Sommer 1835 reiste er nach Washington, um dem Patentamt seinen Motor vorzuführen. Doch das Patentamt sah keine Innovation in Davenport Erfindung und erteilt ihm kein Patent. Geldmangel trieb ihn wieder heimwärts. Sein Motor erreichte im Leerlauf zunächst etwa 600 Umdrehungen pro Minute.
Davenport reiste daraufhin zu verschieden Hochschulen, um seinen Motor vorzuführen. Er traf Stephen Van Rensselaer, dem Gründer des 1924 gegründete Rensselaer Institute in Troy, N.Y, der ihm den Motor abkaufte.
Von dem Erlös kaufte er isolierten Draht und baute einen neuen Motor. Er reiste nach Princeton, um dort Joseph Henry zu treffen, dann zu Professor Benjamin Franklin Bache (Enkel von Benjamin Franklin) Mit deren Empfehlungsschreiben wollte er wieder beim Patentamt vorstellig werden. Doch sein Motor wurde bei einem Brand im Patentamt zerstört. So mußte er eine weiteren Motor bauen, bevor er wieder zum Patentamt gehen konnte. Und heute vor 175 Jahren bekam er sein Patent, das erste Patent für eine elektrische Maschine überhaupt.
http://www.google.com/patents/US132
Ein von ihm im August 1837 vorgestellter Motor hatte einen Durchmesser von ca. 15 cm, drehte sich schon mit 1000 Umdrehungen und hatte eine Leistung von etwa 4,5 Watt.
Davenport hat tatsächlich das erste Patent für einen Elektromotor bekommen. Ob er aber auch der Erfinder war?
Zuvor hatte Joseph Henry eine Art elektrische Wippe erfunden.
http://siarchives.si.edu/history/jhp/motor.jpg
Schon am 26. Juli 1832 veröffentlichte Michael Faraday einen erhaltenen Brief, der eine rotierende elektrische Maschine beschreibt.
Der Deutsche, später naturalisierter Russe Moritz Hermann Jacobi baute 1834 seinen ersten Motor, der eine Leistung von etwa 15 Watt hatte. Seine 1835 veröffentlichte Beschreibung seines Motors trug ihm den Ehrendoktor der Universität Königsberg ein.
http://www.youtube.com/watch?v=kIPyyGyBZ60
Davenport zog im August 1838 mit seiner Werkstatt zur Wall Street in New York, um Investoren anzulocken. So schaute sich auch Samuel Morse bei ihm um. Die Dampflokomotive war schon erfunden, aber Kesselexplosionen wiesen auf die Gefährlichkeit hin. Daher tüftelte Davenport daran, für seinen Elektromotor eine Verwendung zu finden. So kam er auf die Idee, den Motor für eine Lokomotive zu verwenden. Im August 1838 zeigte er in New York eine elektrische (Modell-)Eisenbahn, die eine Geschwindigkeit von 3 Meilen in der Stunde erreichen konnte.
Davenport baute etwa 100 Motoren. Doch die bahnbrechende Erfindung scheiterte kommerziell, weil man immer noch von nicht aufladbaren Batterien abhängig war.
Hier der Motor von Henry Davenport:
http://www.electric-history.com/~micron ... or1837.jpg
http://eu.wikipedia.org/wiki/Fitxategi: ... G_8820.JPG
Auch wenn Davenport nicht als alleiniger Erfinder des Elektromotors gelten kann. Aber er war der erste, der einen Elektromotor in ein kleines Eisenbahnfahrzeug setzte. Im Herbst 1835 baute er in Springfield, Mass. eine kreisförmige eletrische Eisenbahn. Am 4. Oktober 1835 stellte er seine elektrische Bahn in Troy NY aus. Im Dezember des gleichen Jahres stellte er seine eletrische Bahn in Boston für zwei Wochen aus. Damit erfand er gewissermaßen den elektrische Triebwagen. Und da im kleinen Maßstab ausgeführt, war es gleichzeitig die erste elektrische Modelleisenbahn. Sie ist damit viel älter als die elektrische Vollbahnlokomotive.
Nun ein Bild der von Thomas Davenort gebauten Modelleisenbahn. Der Kreis hatte einen Durchmesser von 4 Fuß. Die Schienen dienten der Stromzuführung. Die „Schienenbettung“ war zur Isolirung der beiden Schienen aus Holz. Darauf fuhr eine Lokomotive, dessen Motor freilich noch nicht in das „Lichtraumprofil“ einer Modelleisenbahn paßte. Hier sehen wir den Kreis, auf dem im Vordergrund, das angetriebene Schienenfahrzeug steht. In der Mitte des Kreises befindet sich die Batterie.
http://www.memagazine.org/backissues/me ... ith/67.jpg
Ferner erfand Davenport eine elektrische Druckerpresse, einen elektrischen Telegrafen und ein elektrisches Klavier. Er stab am 6. Juli 1851, drei Tage vor seinem 49. Geburtstag. Sein Sohn behauptete, er starb so früh, weil er es nicht überwinden konnte, daß Samuel Morse als der Erfinder des elektrischen Telegrafen anerkannt wurde.
Im Todesjahr von Davenport lobte der US-Senat eine große Geldsumme aus, die demjenigen zufallen sollte, dem es gelänge einen Zug von Washington nach Baltimore und zurück mit einer elektrischen Lokomotive zu befördern.
Charles Grafton Page baute daraufhin eine eletrische Lokomotive, die ihren Strom aus mitgeführten Batterien bezog. Die Lok zog am 29. April 1851 einen mit Publikum besetzen Zug. Während der Fahrt sprühten Funken wegen mangelhafter Isolierung aus dem Motor, der sehr einer stationären Dampfmaschine ähnelte:
http://steam-toys.webs.com/electromagne ... emotor.jpg
Bevor die Lokomotive von Page nach 5 Meilen schließlich liegen blieb, erreichte sie immerhin eine Geschwindigkeit von 19 Meilen pro Stunde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Grafton_Page
Viele Grüße Georg
