Original von axelkockel
Wenn behauptet wird das sich dieses System “im Sterben“ befände, so möge sich der Autor auf den Homepages der Anbieter selber vom Gegenteil überzeugen.
Ich habe nicht gesagt, daß sich das Selectrix-System im Sterben befindet. Es sind aber unübersehbar Absetzbewegungen seitens des Modellbahnherstellers zu erkennen, der dieses System im Katalog hat.
Vor einem halbem Jahr hat die Firma Lehmann (LGB) ein großes Jubiläumsfest gefeiert. Und zwei Monate später mußte man Insolvenz anmelden. Zu dem Zeitpunkt wurde auch auf der Homepage noch groß gefeiert. Bremod hat immer noch seine Seiten mit den Neuheiten online, obwohl es am Geldgeber mangelt. Bitte richtig verstehen, was ich damit sagen will: die Homepage einer Firma ist ein Aushängeschild, ein Potemkinsches Dorf und sagt nicht über den Zustand der dahinter stehenden Firma aus. Es ist nur eine Fassade. Ich habe mal die Firma Rautenhaus gesucht. Die ist in einer reinen Wohngegend ansässig. Von einer Firma keine Spur, wenn man nicht gezielt sucht. Dagegen ist Weinert (nicht weit weg) riesig zu nennen. Daß die Hersteller jeden Zweifel über ihr System hinwegwischen, ist doch die natürlichste Sache der Welt. Märklin war auch über jeden Zweifel "gut aufgestellt" bis die Firma auf dem letzten Drücker von Kingsbridge übernommen wurde.
Du hast für Dich Deine Entscheidung getroffen. Die mag für Deinen Fall richtig sein. Und Dir nützt es, wenn noch jemand in Dein Boot steigt, weil das die Zukunft Deines System stärkt.
Aber muß das auch die richtige Lösung für Marcel sein?
Ich könnte Dir viele Beispiele bringen, wo sich nicht unbedingt das bessere der konkurrierenden Systeme durchgesetzt hat. Das Thema Videorecorder wurde schon angeschnitten. Beim Kassettenrekorder (20 Jahre früher) war es genauso. Kaum ein Mensch erinnert sich noch daran, daß Grundig in Konkurrenz zu Philips auch eine eigene Kassette entwickelt hatte. - Dem von Kodak entwickelten 16 mm Schmalfilm (für Amateure!) setzte in den 20er-Jahren die Firma Pathé einen 9,5 mm breiten Schmalfilm entgegen. Die Bildfenster der konkurrierenden Formate waren fast gleich groß, der Pathè-Film wegen der geringeren Breite aber viel billiger. Außer in Frankreich hat das System keine Verbreitung gefunden. Kodak beherrschte den Rest der Welt.
Fleischmann hat zunächst das firmeneigene System FMZ-Digitalsystem propagiert. Inzwischen bietet Fleischmann eine Zentralstation an, die sowohl DCC- als auch FMZ-Dekoder ansprechen kann. Es ist zwar nicht dokumentiert, aber die Fleischmann-Zentrale kann sogar Selectrix-Dekoder ansprechen. Aber Fleischmann verabschiedet sich so unauffällig vom eigenen FMZ-System.
Märklin macht doch mit Selectrix genau das Gleiche. Die erwähnten Selectix-Broschüren sind in den Modellbahngeschäften fast nicht mehr zu finden. In die Lokomotiven baut man Dekoder ein, die sowohl von Selectrix- als auch DCC-Zentralen angesprochen werden können. Aufgrund des technischen Fortschritts ist es – wie Märklin zeigt - möglich, multiprotokoll-fähige Dekoder in die Modelle einzubauen. Da ist es egal, ob man dem DCC- oder Selectrix-Standard anhängt.
Aber da sei an die Entwicklung erinnert, die sich bei den Fernsehgeräten abspielte. Als das Kabelfernsehen eingeführt wurde, es aber noch nicht viele private Fernsehstationen gab, holte die damalige Deutsche Bundespost alles irgendwie Empfangbare aus der Luft, um das Kabel zu füllen. Plötzlich mußten die Fernsehgeräte nicht nur PAL, sondern auch Secam-Ost, Secam-West und NTSC-Signale verarbeiten können. Der Höhepunkt dieser Entwicklung fiel etwa mit dem Mauerfall zusammen. Doch plötzlich gab es kein Secam-Ost mehr. Die amerikanischen Soldatensender (NTSC) schlossen, weil die Soldaten heim zogen. Heute ist es nicht mehr notwendig, einen Multistandard-Fernsehgerät anzubieten. Es gibt sich kaum noch.
Diese Entwicklung könnte sich bei den Dekodern wiederholen. Nämlich, daß es nach den Multiprotokoll-Dekodern wieder zurück zu einem Dekoder geht, der nur ein einziges System unterstützt, der dann dafür billig ist und den Markt beherrscht. - Der Markt der Modelleisenbahn ist ein schrumpfender Markt. Es bricht an den Rändern weg. Übrig bleibt, was den größten Marktanteil hat.
Trix hat nur in Mitteleuropa und England eine gewisse Marktstellung gehabt.
Märklin ist auch nur auf dem WEST-deutschen Markt beherrschend. Nur noch in Belgien wird überwiegend auf Märklin-Gleisen gefahren. Dann hat man in der Schweiz noch eine starke Markstellung. Aber in Österreich schon nicht mehr.
Wir werden in Deutschland beim Gang in ein Modellbahngeschäft getäuscht. Dort sehen wir überwiegend Märklin-Ware. Aber der Rest der Welt fährt auf Zweileiter-Gleichstrom-Gleisen. Und wenn ein Dekoder benötigt wird, wird zu einem nach DCC-Standard gegriffen.
Auch wenn es einigen nicht gefällt, es nützt nichts, wenn man die Augen vor den Tatsachen verschließt.
Georg