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Interessengemeinschaft Trix-Express

Märklin Geschäftsbericht

Nicht technische Themen zu Trix-Express.

Beitragvon noels » 28.04.2006, 21:33

Ulrich,
was schimpfst Du da? 400 $- Bei uns würde die Lok allein schon ca. 200 € kosten :D
Und da hast Du doch die gewünschte Kontinuität im Programm: Die Modelle bleiben, nur die Farbe wechselt mal ein bischen :P

Das war jetzt nicht so bierernst gemeinst

Ein schönes Wochenende wünscht
Heiko
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Beitragvon Manfred Drepper » 08.05.2006, 19:31

Lt. "Spiegel-Online" soll Märklin in den letzten zwei Jahren ca. 20 Millionen Verlust gemacht haben. Wie ist so etwas möglich, wo doch Herr Adam immer so positive Statements abgegeben hat? Eine Dividende für die Gesellschafter hätte es ebenfalls seit vielen Jahren nicht mehr gegeben.
Lt. "Stuttgarter Nachrichten" wäre ein Kaufvertrag mit dem britischen Investor ausgehandelt, eine Entscheidung müßte bis zum 15.Mai 2005 fallen (Banktermin). Der Verkauf hinge nur noch von wenigen Gesellschaftern ab.
Mal sehen wie es weitergeht.
Bei der Situation frage ich mich, wo kommt das Geld für die vielen Lokneuheiten her, die in Nürnberg vorgestellt wurden? (01, E10, VT98, VT08...).
Was hätte Märklin in den letzten Jahren gemacht, wenn sie die überarbeiteten TRIX-Modelle nicht hätten herausbringen können?
Mit TRIX ging es auch bergab, als kein Unternehmer oder fähiger Konstrukteur ( W. Ade) mehr hinter dem Unternehmen stand. Nur mit austauschbaren Managern kann ein Unternehmen auf so einem schwierigen Markt anscheinend nicht Überleben. Ich hoffe für die Mitarbeiter und auch für die Kunden auf einen positiven Ausgang.
Gruß
Manfred Drepper
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Beitragvon Georg » 08.05.2006, 20:35

Wie jetzt die Stuttgarter Zeitung meldet, wird Märklin an Kingsbridge verkauft:



Märklin
Verkauf offenbar vor Abschluss
Durchbruch bei Verhandlung


Stuttgart/Göppingen - Der Verkauf des traditionsreichen Modelleisenbahnherstellers Märklin steht nach Informationen unserer Zeitung (vom Montag 8.5.2005) kurz vor dem Abschluss. Am Wochenende ist ein neuer Vertrag mit dem britischen Finanzinvestor Kingsbridge Capital ausgehandelt worden, dem auch die Rechtsanwälte der drei bisher verkaufsunwilligen Gesellschafter zustimmen. Ihre Unterschrift gilt allerdings nicht als sicher. 19 der 22 Familieneigentümer sowie der Betriebsrat hatten zuvor bereits zugestimmt, das Angebot des Finanzinvestors anzunehmen.

Kingsbridge ist nach Informationen aus Verhandlungskreisen bereit, den Eignern insgesamt bis zu 30 Millionen Euro für ihre Anteile zu zahlen. Nur 13 Millionen Euro würden allerdings sofort fließen, zwei Millionen Euro blieben für eventuell nicht entdeckte Probleme in den Geschäftsbüchern unter Verschluss. Den Rest wolle Kingsbridge zahlen, wenn Märklin wie geplant in drei bis sieben Jahren an einen anderen Investor weiter verkauft werde.

Märklin steckt tief in der Krise. Die Umsätze sind der Zeitung zufolge seit 2002 um 25 Prozent auf 123 Millionen Euro (2005) eingebrochen. In den vergangenen beiden Jahren habe die Firma einen Verlust von 20 Millionen Euro nach Steuern geschrieben. Die Schulden beliefen sich auf 55 Millionen Euro. Zwei Banken hätten ihre Kredite bereits mit einem Abschlag an den Finanzinvestor verkauft.


Soweit der Zeitungsbericht
---------------

Praktisch bedeutet das, daß Kingsbrige neben den gekauften Schulden auch die übrigen Schulden übernimmt und dafür gerade steht. Das sind, wie wir wissen insgesamt rund 55 Mio. Nun wird den bisherigen 22 Gesellschaftern 15 Mio. in die Hand gedrückt. Mit anderen Worten für rund 70 Mio. übernimmt man eine Firma, deren Wert nach letzten Schätzungen bei 90 bis 100 Mio. liegt. Dabei bewegt man man im Moment nicht mal 25 Mio. (10 Mio. für aufgekaufte Kredite und 13 Mio. an die Alteigentümer) und erlangt die Macht über eine Firma, die ein Mehrfaches wert ist.


"... wenn Märklin wie geplant in drei bis sieben Jahren an einen anderen Investor weiter verkauft werde...."

... sollen weitere 15 Mio. an die Alteigentümer gezahlt werden. Das hängt aber davon ab, wie die "Sanierung" gelingt, ist also nicht sicher.


Und eine sanierte Firma Märklin wird in Deutschland wohl nur noch aus einer Entwurfs-, Werbe- und Vertriebsabteilung bestehen. Das Schicksal von Kunert? Nur noch Ware aus China unter dem Namen Märklin? So wie in England unter dem Namen Hornby? Ich befürchte, daß es so läuft.

Und was ist, wenn kein Investor in Sicht ist? Oder immer noch keine Gewinne erwirtschaftet werden? Weil die Gilde der Märklin-Sammler, die bisher treu zur Firma hielt und für einen großen Teil des Umsatzes sorgte, sich bei dieser Gelegenheit abwendet und Märklin als "abgeschlossenes Sammelgebiet" betrachtet? Wir Trixer nehmen doch das, was uns Märklin nach der Trix-Übernahme beschehrte, zwar an, aber "Echt Trix" und damit richtig sammelwürdig war das nicht mehr.


Ferner ist es ein Lehrstück: hier haben in Deutschland erstmals Banken eine Firma einfach den Eigentümern weggenommen. Mit der Drohung, die Kredite zu kündigen, haben die Banken auch den letzten Alteigentümer weich gemacht. Und bei den Managern von Kingsbridge handelt es sich um Bankleute, die teilweise früher auf den Lohnlisten deutscher Banken gestanden haben. Wenn man da sich nichts bei denkt ....

Georg
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Beitragvon Stefan » 09.05.2006, 09:34

Hallo zusammen,

der Gewinn liegt im Einkauf...
Ich ärgere mich weiterhin darüber, dass wenn alles so geht, wie der Investor sich das denkt, dann haben die Drecksgesellschafter alle für Ihr kollektives Versagen am Ende noch mehr als 1,5 Mio. bekommen, und die Goppinger, Sonneberger und Nürnberger Familien kriegen HartzIV...
Und wieviel Abfindung kriegt der Oberversager Adams?
@Georg:
Wie sowas funktioniert musste schon der alte Borgward mit seinem bremer Autounternehmen Ende der Sechziger erfahren. Das Märklin nicht die ersten sind macht die Sache natürlich keineswegs besser...

Gruß
Stefan
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Märklin

Beitragvon Dietmar » 09.05.2006, 10:36

Hallo

Wir Trixer können da nicht viel beeinflussen, da wir ja sowieso das meiste Material mittlerweile bei anderen Herstellern kaufen müssen. Aber die Märklinisten , abgesehen von den Hardcoresammlern die nur Märklin kaufen, könne doch mal über ihren eigenen Schatten springen und bei anderen Herstellern kaufen. Fleischmann, Piko und andere deutsche Modellbahnhersteller liefern auch schöne AC Modelle, und dadurch hätten die mehr Arbeit und könnten so manchen ex Märklinarbeiter eine neue Zukunft bieten. Wäre jedenfalls schön, und die ganze meiner Meinung nach unfähige, eingebildete Firmenleitung, Aktionäre und Investoren könnte sehen wo sie bleiben.
Dietmar
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MÄRKLIN

Beitragvon Byrds 63 » 09.05.2006, 11:10

Sehr geehrte EXPRESS-Freunde,

an dieser Stelle wurden viele Versäumnisse und Fehler
der Firma MÄRKLIN aufgezeigt.

Ein Modellbahnfachhändler sagte mir kürzlich:

Das Hauptproblem ist der fehlende Nachwuchs !

--Recht hat er !--

Gruß
Andreas
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Beitragvon Georg » 11.05.2006, 09:02

Aus der heutigen Stuttgarter Zeitung:

Stuttgart - Nach wochenlangem Bangen haben die Mitarbeiter von Märklin am Mittwoch die erlösende Nachricht erhalten: Die zerstrittenen Familieneigentümer sind sich über einen Verkauf einig. Damit ist der Weg frei für den britischen Investor Kingsbridge.

Die Belegschaft hatte die Transparente und Fahnen schon fast wieder in der Hand. ...

Nun hat das Warten ein Ende. Gestern am frühen Nachmittag wurden die rund 700 Mitarbeiter in Göppingen in einer internen E-Mail darüber informiert, dass alle 22 Familieneigentümer von Märklin dem Verkauf der Firma an den britischen Finanzinvestor Kingsbridge Capital zugestimmt haben. Heute treffen sich die bevollmächtigten Anwälte zu einem Notartermin, bei dem die Übernahme besiegelt wird. In der 147-jährigen Geschichte des Modellbahnherstellers beginnt damit ein neues Kapitel. Alle hoffen, dass es ein besseres wird als die vorherigen.

"Das Problem von Märklin ist, dass die Gesellschafter die Firma seit Jahrzehnten als Sparbuch verstanden haben, von dem man nur abhebt", sagt ein Märklin-Manager. Mehrere der 22 Familieneigentümer hätten in der Vergangenheit ihre Stammeinlagen in Darlehen gewandelt und nach und nach Geld aus der Firma gezogen. "Niemand hat gefragt, wie Märklin eigentlich in seine Zukunft investieren soll", sagt der Manager. "Es gibt gewiss einige hausgemachte Probleme in der Firma - Liefergenauigkeit, Modellauswahl und so weiter. Aber die Eigentümer haben auch ihren Teil zur Misere beigetragen."

Die Lage der Gesellschafter ist höchst unterschiedlich. Das Stammkapital des Unternehmens beträgt 12,64 Millionen Euro. Die Anteile der einzelnen Eigentümer reichen von 0,19 Prozent (24 000 Euro) bis 19,98 Prozent (2,52 Millionen Euro). Die größte Einzelgesellschafterin ist Susanne Friz-Kind (52), eine Nachfahrin von Emil Friz, der 1892 als Geldgeber in die Firma eintrat. Der dritte Urgesellschafter hieß Richard Safft und kam 1907 hinzu. Heute gehört die Firma den Familien Märklin, Friz und Safft zu je einem Drittel. Sechs der Eigentümer sind älter als siebzig Jahre, der jüngste ist fünfzehn.

Die Lage von Märklin ist schlecht. Seit 2002 hat die Firma 25 Prozent ihres Umsatzes verloren, 2005 waren es nur noch 123 Millionen Euro. In den vergangenen beiden Jahren schrieb das Unternehmen nach Steuern zwanzig Millionen Euro Verlust, die Schulden betragen 55 Millionen Euro. Auf Druck der Banken und der Gesellschafter machte man sich bereits vor einem Jahr auf die Suche nach einem Investor. Nach kurzer Zeit einigten sich alle 22 Gesellschafter darauf, exklusiv mit Kingsbridge Capital zu verhandeln. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung geht es um einen Kaufpreis von 30 Millionen Euro.

Nur 13 Millionen Euro würden allerdings sofort fließen, zwei Millionen hält man zurück - für Risiken, die bisher nicht entdeckt wurden. Den Rest wolle Kingsbridge zahlen, wenn man Märklin wie geplant in drei bis sieben Jahren an einen anderen Investor weiterverkauft. Diese so genannte Exit-Beteiligung ist jedoch erfolgsabhängig. Wenn Märklin sich so entwickelt, wie sich die Beteiligten das vorstellen, könnten die Gesellschafter bis zu fünfzehn Millionen Euro erhalten. Je weiter die Realität von dem Idealfall abweicht, desto stärker sinkt dieser Betrag.

Kingsbridge will aber noch mehr Geld in die Hand nehmen. Insider sprechen von Investitionen in Höhe von 15 Millionen Euro, zusätzlich fallen fünf bis acht Millionen Euro für die Sanierungsschritte an den Standorten Nürnberg und Sonneberg (Thüringen) an, wo ein massiver Stellenabbau geplant ist. Bankschulden in Höhe von zehn Millionen Euro hat Kingsbridge bereits übernommen. Weder der Investor noch die Geschäftsführung von Märklin wollten sich vor dem heutigen Notartermin zu dem Verkauf äußern.

Von Sönke Iwersen, StZ
11.05.2006 - aktualisiert: 11.05.2006, 09:32 Uhr
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Beitragvon Georg » 11.05.2006, 09:29

Das wäre das Ende der alten Tante Märklin, wie viele Fans die Firma liebevoll nennen.

Was da berichtet wird, erklärt uns zumindest, warum vieles nicht nach unseren Wünschen gelaufen ist. Man kann nicht immer Geld aus einer Firma herausziehen. (Ob das unsere Bundesregierung auch weiß?)

Nun kommen Dinge hervor, die nicht sein dürften. Ein Manager wie Herr Adams kann auch wenig ausrichten, wenn die Gesellschafter nicht mitziehen. Schließlich ist er von den Gesellschaftern abhängig und nicht umgekehrt.

Vor einigen Tage hatte die Stuttgarter Zeitung in Ermangelung aktueller Nachrichten tief in der Kiste mit der schmutzigen Wäsche gewühlt. Durch den vorstehenden Bericht ist einiges davon schon überholt.



Stuttgart - Das Schicksal von Märklin soll sich diese Woche entscheiden. Die Anwälte der Familien und des Investors haben sich auf einen neuen Kaufvertrag geeinigt. Nun wartet man auf die Unterschrift der drei bisher verkaufsunwilligen Eigner.

Claudius Märklin versteht die Welt nicht mehr. Seit Jahrzehnten trägt der Urenkel des Firmengründers Wilhelm Märklin seinen Namen mit großem Stolz durch Göppingen. In den vergangenen vierzehn Tagen allerdings musste er den Kopf einziehen. Seine eigenen Mitarbeiter warfen ihm öffentlich vor, die Zukunft von 1350 Märklin-Familien zu gefährden. Die IG Metall nannte sein Verhalten unerträglich, und in Göppingen traut Claudius Märklin kaum noch seinem eigenen Schatten. "Ich glaube, mein Telefon wird abgehört", sagt der Erbe. "Wir können uns auf der Straße nicht mehr bewegen."

Mit "wir" meint Märklin sich selbst, Peter Märklin (geborener Stradinger, 47), und Dieter Stradinger (45). Alle drei sind Nachkommen des Firmengründers und sperren sich gegen den Verkauf der Firma an den britischen Finanzinvestor Kingsbridge Capital. ....

Die Geschäftsführung befürwortet den Schritt ebenfalls, und selbst der Betriebsrat will den Einstieg des Investors. Doch Claudius Märklin zeigt sich unbeeindruckt. "Ich muss mich der Mehrheit nicht beugen", sagt der 62-Jährige. "Wir (Claudius und Peter Märklin, Stradinger) sind nur zum Wohle der Firma da."

Es ist nur schwer zu beschreiben, mit welcher Bitterkeit diese Worte bei den Mitarbeitern von Märklin aufgenommen werden. Fast jeder in Göppingen weiß, wie schlecht es um die Firma steht. Unbekannt war jedoch, warum sich der Verkauf eigentlich so lange hinauszögerte. Seit Monaten verhandeln die Gesellschafter exklusiv mit Kingsbridge, und eigentlich hätte das Geschäft schon vor Ostern vollzogen sein sollen. Als die Mitarbeiter vor zwei Wochen aus der Stuttgarter Zeitung erfuhren, welche Personen den Einstieg des Investors blockieren, fühlten sich viele von ihnen geradezu verhöhnt. "Ich habe gedacht, ich sehe nicht richtig", sagt ein Mitarbeiter, der seit mehr als zwanzig Jahren bei Märklin ist. "Ausgerechnet diese Kerle! Ausgerechnet die!"

Es ist nicht das erste Mal, dass Claudius Märklin und Dieter Stradinger im Gesellschafterkreis auffällig geworden sind. Vor einem Jahr schreckte Göppingen wegen einer Nachricht aus Garmisch-Partenkirchen hoch. Dort stand Claudius Märklin wegen Körperverletzung vor Gericht - nach einem Oldtimertreffen kam es an einer Ampel zu einer Handgreiflichkeit. Das wäre noch Privatsache. Doch als Claudius Märklin im Verhandlungssaal nach seinem Einkommen gefragt wurde, sagte er: "1800 Euro", und bat später bei seiner Verurteilung zu 3000 Euro Geldstrafe um Ratenzahlung. Auf ungläubige Nachfragen des Richters ergänzte der Angeklagte Märklin: "Die Firma Märklin steht marode an der Wand." Am nächsten Tag waren diese Worte in ganz Bayern zu lesen. Eine der Schlagzeilen: "Märklin-Chef spielt Rambo".

"Ich habe damals ein Schreiben mit einer Regressforderung aus der Firma erhalten, dass ich rufschädigende Äußerungen unterlassen soll", sagt Märklin. Und wie hat er reagiert? "Ich habe es gelesen und weggelegt." Warum er auf Ratenzahlung bestand und den Namen Märklin in der Öffentlichkeit lächerlich machte, bleibt unklar. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung sagt Claudius Märklin, er besitze zwei Häuser, mehrere Oldtimer und durch seine Heirat mit Sylvia Lederer auch mehrere Firmen. Vielleicht handelt es sich bei Märklins Verhalten vor Gericht einfach um Trotz. Noch heute sagt er über seinen Ankläger, den er mit der Faust schlug: "Der Mann hat gelogen. Das war Notwehr. Aber mein Anwalt war unfähig."

Während Claudius Märklin seiner Firma ungewünschte Aufmerksamkeit verschaffte, darf ein anderer Gesellschafter sie gar nicht mehr betreten. Es ist eines der peinlichsten Geheimnisse der Unternehmensgeschichte, dass vor etwa zehn Jahren ein Eigentümer bei Märklin einbrach und mehrere Produkte entwendete. Mitte der 90er - das war die Zeit, als die Probleme bei Märklin begannen und die jährlichen Ausschüttungen an die Gesellschafter ausblieben. Einer von ihnen beschloss offenbar, sich seine Dividende selbst zu besorgen. Sein Name ist unter älteren Mitarbeitern wohl bekannt. Er selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Paul Adams, der Geschäftsführer von Märklin, wollte sich zu diesem Fall nicht äußern. Er bestätigte aber, dass es gegen einen der 22 Gesellschafter ein Hausverbot gibt: Dieter Stradinger.

Bei Märklin gilt Stradinger als schwarzes Schaf. Trotzdem ist seine Unterschrift für den Verkauf der Firma notwendig. Der Gesellschaftervertrag sieht vor, dass jeder Einzelne seine Anteile nur mit der Zustimmung aller anderen Eigentümer an einen Dritten veräußern darf. Dabei ist die Lage der 22 Eigner ganz unterschiedlich. Das Stammkapital beträgt 12,64 Millionen Euro. Claudius Märklin besitzt davon rund 14 Prozent, Stradinger ein Prozent. Die größte Einzelgesellschafterin ist Susanne Friz-Kind (52) mit etwa 20 Prozent der Anteile. Friz-Kind ist eine Nachfahrin von Emil Friz, der 1892 als Geldgeber in die Firma eintrat. Der dritte Urgesellschafter hieß Richard Safft und kam 1907 hinzu. Heute gehört die Firma den Familien Märklin, Friz und Safft zu je einem Drittel.

19 der Eigentümer haben bereits vor Wochen einem Angebot von Kingsbridge zugestimmt. Warum die drei anderen sich sperren, ist offen. Auf Nachfragen behauptet Claudius Märklin zwar, er versuche mit aller Kraft eine Standortsicherung für Göppingen herauszuhandeln, und es gehe ihm allein um die Arbeitsplätze. Aber weder die Geschäftsführung von Märklin noch der Betriebsrat wissen von Plänen, an den rund 700 Stellen in Göppingen etwas zu ändern. Ein Verhandlungskenner sagt: "Es gab ungefähr 50 schriftliche Forderungen von Herrn Märklin. Bei keiner davon ging es um Arbeitsplätze."

Bleibt das Geld. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen soll Kingsbridge bereit sein, den Gesellschaftern insgesamt bis zu 30 Millionen Euro für die Anteile zu zahlen. Nur dreizehn Millionen würden sofort fließen, zwei Millionen blieben für eventuell nicht entdeckte Probleme in den Geschäftsbüchern unter Verschluss. Den Rest wolle Kingsbridge zahlen, wenn man Märklin wie geplant in drei bis sieben Jahren an einen anderen Investor weiterverkauft. Diese so genannte Exit-Beteiligung ist jedoch erfolgsabhängig. Wenn Märklin sich so entwickelt, wie sich der Investor das vorstellt, könnten die Gesellschafter bis zu fünfzehn Millionen Euro erhalten. Je weiter die Realität von dem Idealfall abweicht, desto stärker sinkt dieser Betrag.

Wenn sich die Gesellschafter nicht beeilen, bekommen sie gar nichts. In einer Woche können Märklins fünf Hausbanken ihren so genannten Sicherheiten-Treuhandvertrag kündigen. Er wurde vor etwa einem Jahr geschlossen, um alle Banken gleich zu stellen und zu gewährleisten, dass nicht diejenige mit den schwächsten Sicherheiten die Nerven verliert und ihre Kredite fällig stellt. Die Banken fordern seit mehr als einem Jahr den Einstieg eines Investors. Zahlreiche andere Fristen sind bereits verstrichen. Das Märklin-Management rechnet nun fest damit, dass die Banken von dem Kündigungstermin am 15. Mai Gebrauch machen. Von diesem Tag an hätte der Geschäftsführer Adams drei Wochen Zeit, um die Lage zu analysieren und zu entscheiden, ob Märklin die Zahlungsunfähigkeit droht oder nicht. Sollte es so sein, muss er zum Amtsgericht und Insolvenz anmelden - andernfalls macht er sich strafbar. In der Insolvenz wären die Anteile der 22 Eigentümer praktisch wertlos.

Nun hängt alles an den drei Gesellschaftern, die sich bisher gegen den Verkauf sperrten. Seit Sonntag liegt ein neuer Kaufvertrag vor. An dem Preis hat sich nichts geändert, doch die Gewährleistungspflicht der Gesellschafter soll reduziert worden sein. Ursprünglich sollten die Gesellschafter etwa für den Fall haften, dass das Finanzamt bei einer Prüfung nachträgliche Forderungen stellt. Diese Gesellschafterhaftung wurde laut Verhandlungskreisen abgemildert. Nun könnte es noch diese Woche zu einem Abschluss kommen - die Rechtsanwälte aller Parteien haben den Kompromiss gebilligt. Es fehlen nur noch die Unterschriften der Eigentümer. Beteiligte sprachen wegen der Bankenfrist und dem komplizierten juristischen Procedere von einem extremen Zeitdruck. Claudius Märklin dagegen gab sich am Wochenende gelassen. "Natürlich gibt es Zeitdruck, aber den muss ich wegschieben", sagte der Firmenerbe. "Ich bin ganz cool geworden."

Von Sönke Iwersen, StZ
08.05.2006 - aktualisiert: 08.05.2006, 09:16 Uhr
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Beitragvon noels » 11.05.2006, 21:29

Hallo,
Dank an Georg für seine umfangreichen Infos!
Dann wird es ja spannend, was in den nächsten Monaten und Jahren passiert. Allerdings bin ich nicht sehr optimistisch, besonders, was Trix anbelangt. Ich hoffe nur, daß den Leuten von Kingsbridge klar ist, daß man mit Asia- Ramsch unter einer Handelsmarke Märklin wohl nicht viel gewinnen kann. Ob die etwas vom Modellbahnmarkt verstehen? Ohne einer eigenen Produktidentität wird die Marke Märklin auf Dauer den Glanz verlieren. Es bleibt Fleischmann zu wünschen, die Fahne des deutschen Modellbahnbaus hochhalten zu können.
Vielleicht läuft es ja aber auch besser, als ich erwarte und man bewahrt die guten Dinge bei Märklin und merzt die Fehler der letzten Jahre aus. Dann gibt es vielleicht ja weiter hochwertige Modelle, von denen wir das eine, oder andere für uns umstricken können.
Gruß
Heiko Mehnert
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Beitragvon Sandro Coletta » 12.05.2006, 08:26

...die Entscheidung ist gefallen:
----------------------------------------

Nach wochenlanger Zitterpartie ist der Verkauf des traditionsreichen Familienunternehmens Märklin an den britischen Finanzinvestor Kingsbridge Capital perfekt.

Das Unternehmen wurde mit Vertrag vom 11. Mai von den 22 Altgesellschaftern an die Londoner Investmentgesellschaft verkauft, teilte Kingsbridge Capital am Freitag mit. „Als neuer Eigentümer fühlen wir uns der Traditionsmarke Märklin verpflichtet", sagte Kingsbridge Capital-Chef Mathias Hink. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Betriebsrat plädierte für Verkauf

Drei der 22 Gesellschafter haben sich bis vor wenigen Tagen geweigert, ihre Anteile an dem Modelleisenbahnhersteller zu verkaufen. Ein Verkauf von Märklin kann allerdings nur einstimmig erfolgen. Betriebsrat und IG Metall haben sich für den Verkauf an den Investor ausgesprochen, da sie der Meinung waren, dass nur er das frische Geld in die Firma stecken kann, dass zum Überleben des Unternehmens nötig ist.

Märklin steckt seit Jahren wegen der Kaufzurückhaltung der Konsumenten und preisgünstigerer Konkurrenz in der Krise. Im vergangenen Jahr hatte das Traditionsunternehmen im Vergleich zu 2004, wo der konsolidierte Umsatz 148,5 Millionen Euro betrug, nach Informationen der „Stuttgarter Zeitung“ nur noch 123 Millionen Euro Umsatz erzielt. Die Schulden würden 50 Millionen Euro betragen.

----------------------------------------
...die werden sich noch umschauen, die Betriebsräte :(
Mit freundlichem Trix-Express-Gruß,

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Beitragvon Stefan » 12.05.2006, 09:30

Hallo zusammen

Original von Sandro Coletta
„Als neuer Eigentümer fühlen wir uns der Traditionsmarke Märklin verpflichtet", sagte Kingsbridge Capital-Chef Mathias Hink.


Schlimmer hätte des Statement kaum ausfallen können. Kein Wort zu den übrigen Konzernmarken. Ich glaube, das ist wortwörtlich, was auch zu Kunert gesagt wurde...

Original von Sandro Coletta
...die werden sich noch umschauen, die Betriebsräte :(


Nicht nur die!!!

Gruß
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Beitragvon Simon » 12.05.2006, 10:50

Gerade bei Spiegel-Online gefundnen:

Märklin geht an britischen Investor

Für alle die es noch nicht selbst entdeckt hatten ;)

der Simon
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Beitragvon Georg » 12.05.2006, 12:54

In dem Statement von Kingsbrige wird immer auf die MARKE abgehoben. Die Leute, die dahinter stehen, sind auf den kurzfritigen finanzillen Gewinn aus. An Modellbahn sind sie weniger interessiert.

Mit der Übernahme gehen vorerst die Lichter in den Fertigungstätten nicht aus. Das hätte sonst in wenigen Wochen Realität sein können. Insofern kann der Betriebsrat im Moment froh sein. Aber das ist nur "von heute bis morgen gedacht".

Nicht umsonst habe ich oben im Thread das Schicksal von Kunert beschrieben. Da trat man dann nach kurzer Zeit vor die Belegschaft und eröffnete ihnen, daß alle Sparbemühungen leider nicht ausgereicht hätten und man trotzdem nun die Betriebsstätte schließen müsse.

Schaut man sich Hornby an, die zuerst nach China gingen: von dort kam anfangs nur minderwertige Ware. Aber inzwischen hat man auch in China gelernt.

Und wenn man es nur auf die Marke abgesehen hat, vielleicht gibt es dann aus China auch anderes Spielzeug mit dem Label Märklin. Wie wäre es mit einer Sandkastenschaufel für die Allerkleinsten, damit die Markenbindung schon in der Sandkiste beginnt?

Was die Belegschaft anbetrifft: Man braucht nur anzusehen, wie es anderen Firmen erging. Beim einst größten deutschen Autorennbahnhersteller Carrera arbeitet nur noch eine Handvoll Leute, die Ware kommt aus China.

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Beitragvon Ulrich Albrecht » 12.05.2006, 13:36

Liliput ist ein anderes Beispiel. Die Firma wurden ganz von einem chinesischen Konzern geschluckt. Trotzdem ist die Qualitaet der Produkte ungefaehr gleich geblieben. Liliput Wien hat meiner Meinung nach hochwertigere Kunststoffe bei der Herstellung von Wagen verarbeitet. Andererseits hatte ich kaum einen Wagen gekauft, der keine Nacharbeit benoetigte, um einwandfrei zu laufen (Gussgrate, unsaubere Verarbeitung, usw.). Ausserdem sind drei der Liliputmotoren innerhalb kuerzerster Zeit durchgebrannt. Liliput-Bachmann ist da bedeutend besser.

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Sonneberg wird geschlossen

Beitragvon Georg » 10.01.2007, 16:25

Wie heute die Geschäftsfuhrung von Märklin in einer Pressemitteilung verlauten ließ, wird in der zweiten Jahreshälfte 2007 der Standort Sonneberg komplett geschlossen. Die dort vorhandenen 220 Arbeitsplätze werden abgebaut.

In Nürnberg, wo man bei der Übernahme von Trix etwa 220 Arbeitsplätze vorhanden waren und die man in der Zwischenzeit auf gut 60 reduziert hat, werden weitere 30 Arbeitsplätze abgebaut. Dann verbleiben am Standort Nürnberg noch gut 30 Arbeitsplätze.

Und in Göppingen werden 60 Arbeitsplätze abgebaut.

Vom ungarischen Standort ist nicht die Rede.

Märklin hatte in besten Zeiten mal rund 2200 Mitarbeiter. Bei der Übernahme durch Kingsbridge war die Rede von 1350 Mitarbeitern. Und nun werden 310 Arbeitsplätze abgebaut. Wie man sich erinnert, wurden allein in Göppingen vor 2 Jahren 400 Arbeitsplätze abgebaut. Damit ist in den letzten Jahren praktisch jeder zweite Arbeitsplatz bei Märklin verloren gegangen.

Man fragt sich unwillkürlich, wie es wohl mit den dann noch gut 30 Mitarbeitern in der alten Trix-Stadt Nürnberg weiter gehen wird.

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