Hier der Bericht aus der Tageszeitung "Die Welt" vom 20.10.2004
über das Geschäftsjahr 2003
Märklin rauscht in den Tunnel
Schwaches Konsumklima belastet Umsatz
Personalabbau am Stammsitz bringt rote Zahlen
Stuttgart - Der größte Modellbahn-Hersteller der Welt Märklin leidet unter dem anhaltend schwachen Konsumklima in Deutschland und Rabattschlachten mit der Konkurrenz aus Fernost. Nach einem Umsatzrückgang im Jahr 2003 um 3,5 Prozent auf 164,4 Mio. Euro würden auch in diesem Jahr die Erlöse nicht steigen, sagte Unternehmenschef Paul Adams am Dienstag in Stuttgart.
Adams betonte, daß es bei dem geplanten Personalabbau im Stammwerk Göppingen bleiben werde. Man verhandele aber mit dem Betriebsrat darüber, ob die genannte Zahl von 400 Stellen "etwas reduziert" werden könne. Der Plan hatte bei der Belegschaft zu heftigen Protesten geführt. Adams sagte, Märklin zahle für einfache Montagearbeiten in Göppingen einen Stundenlohn von 18 Euro, während es für vergleichbare Arbeiten in anderen Unternehmen in Deutschland acht bis 10 Euro seien.
Der Geschäftsführungsvorsitzende des Familienunternehmens Märklin Holding GmbH will Montagearbeiten aus Kostengründen auf Sonneberg (Thüringen), nach Nürnberg und Györ (Ungarn) verlagern. Das Unternehmen stehe zu den deutschen Standorten. "Es ist von entscheidender Beutung, Märklin als Mythos und Marke zu pflegen. Dazu gehört auch das "Made in Germany", sagte er. Er betonte daß Märklin gesund sei und mit der Neustrukturierung ein modernes zukunftsfähiges Unternehmen werde.
Hoffnung macht Adams der Export, der 2003 erneut um ein Prozent auf 29 Prozent gestiegen sei. Märklin habe 2003 einen kleinen Gewinn geschafft. Der geplante Stellenabbau in Göppingen werde aber zunächst rote Zahlen bringen. Die Zahl der Inlandsmitarbeiter ging 2003 um rund 100 auf 1624 zurück, im Ausland sind 395 Menschen beschäftigt. Zu schaffen machten dem Traditionsunternehmen neben der Konsumflaute auch Rabattschlachten und der Rückgang des Fachhandels. Viele Nischenanbieter würden ihre Eisenbahn in Asien fertigen lassen und sie dann mit Rabatten von 30 bis 50 Prozent auf den Markt bringen.
Adams gab aber auch zu, daß immer weniger Kunden sich eine Lokomotive von 200, 300 oder bis zu 700 Euro leisten könnten. Der Modelleisenbahnmarkt in Deutschland sei von 251 Mio. ( 2002 ) auf 232 Mio. Euro im Vorjahr geschrumpft - ein Minus von 7,5 Prozent. dpa
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Bereits am 17.10.2004 berichtete "Die Welt"
Eine Kultmarke rollt auf die Weltmärkte
von Michael Schneider
Das Traditionsunternehmen Märklin wurde 1859 im schwäbischen Göppingen von Theodor Märklin gegründet, der zunächst nur Blechspielzeuge herstellte. Erst nach mehr als 30 Jahren stellten seine Söhne Carl und Eugen die erste Modelleisenbahn vor. Unter der Märklin Holding umfaßt das Unternehmen heute die Gebr. Märklin & Cie., die Trix Modelleisenbahnen GmbH & Co. KG und die Modellbahnen-Welt-Verlags-GmbH.
In Deutschland setzt Märklin rund 123 Millionen Euro um und ist damit unangefochtener Marktführer mit einem Anteil von rund 50 Prozent. Die Konkurrenz fährt hinterher: Roco kommt auf einen Umsatz zwischen 45 und 50 Millionen Euro, Fleischmann erzielt knapp 30 Millionen. Piko in Sonneberg und Brawa in Waiblingen erreichen weniger als zehn Millionen Euro.
Weil die Geschäfte in Deutschland kaum noch zulegen, wird der Export für Märklin immer wichtiger. 28 Prozent der Einnahmen kommen bereits aus Europa und den USA. Vor allem der US-Markt (Volumen: 450 Millionen Dollar) und China locken die Schwaben.
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Hier zum Vergleich (soweit noch auffindbar) Auszüge aus weiteren Berichten der Zeitung "Die Welt" mit den Zahlen früherer Jahre.
2002
Im Oktober 2003 wurde für 2002 genannt:
Umsatz 170,5 Millionen Euro und damit knapp 5 % über den Zahlen des Jahres 2001.
2001
Im Oktober 2002 berichtete Adams, daß Märklin 2001 den Umsatz um 17 Mio. Euro auf 163,9 Mio. Euro steigerte. Nach der "Nullrunde" 2000 sei das Umsatzplus von zehn Prozent "hoch zu bewerten".
2000
Im Oktober 2001 wurden für 2000 genannt:
Der Modellbahnhersteller Märklin will 2001 den Umsatzeinbruch des vergangenen Jahres wieder wettmachen. Auch soll auf Grund der um zehn Prozent gestiegenen Auftragsbestände wieder die Gewinnzone im operativen Geschäft erreicht werden. Dies kündigte der Verkaufschef der Nürnberger Märklin Holding GmbH, Wolfgang Topp an. Im Jahr 2000 hätten der Handy-Boom und daraus resultierende Lieferfristen von bis zu 40 Wochen für elektronische Bauteile das Weihnachtsgeschäft verhagelt. Viele Neuheiten seien nicht rechtzeitig in den Handel gekommen. Mittlerweile mache das Geschäft mit Neuheiten aber fast 60 Prozent des Umsatzes aus. "Gegen die Handy-Hersteller sind wir eine kleine Nummer", beschrieb Topp die Stellung des Familienunternehmens gegenüber den starken Elektronik-Konzernen. Entsprechend sei der Umsatz 2000 um knapp zehn Prozent auf 288,1 Mio. DM (147 Mio. Euro) zurückgegangen. Die Zahl der Beschäftigten war ebenfalls rückläufig, und zwar auf 2020 ( 1999: 2228 ) Personen. dpa
1999
Im Oktober 2000 wurde verlautbart:
Nach sechs mageren Jahren mit spürbaren Umsatzeinbußen hat sich der Spielzeugmarkt wieder etwas belebt. Davon hat der führende Modelleisenbahn-Hersteller Märklin in Göppingen mit einem Umsatzwachstum von 6,4 Prozent auf rund 320 Mio. DM überdurchschnittlich profitiert. Den Grund für die gute Entwicklung sieht Geschäftsführer Wolfgang Topp vor allem in der Steigerung der Lieferquote von 86,5 auf über 90 Prozent.
1998
Es wurde kein entsprechender Geschäftsbericht gefunden. Offensichtlich wurde im Oktober 1999 noch kein Bericht veröffentlicht.
Im Februar 1998 berichtet "Die Welt"
(es wird nicht genannt, auf welches Jahr sich die genannte Umsatzzahl bezieht. Sie könnte sich schon auf das Geschäftsjahr 1997 oder (wahrscheinlicher) auf das Vorjahr 1996 beziehen, jedoch von der Größe her entspricht sie eher dem Umsatz von Märklin im Jahre 1995 vor der Übernahme von Trix)
Das Geschäft mit den kleinen Zügen ist derart eigen und kompliziert, daß Märklin trotz treuer Kunden ausgangs der 80er Jahre bedrohlich ins Schlingern geriet. Seit der bösen Zeit habe Märklin rund 100 Mio. DM Jahresumsatz zugelegt - auf jetzt gut 260 Mio. DM. Großes Wachstum lasse die Konsumflaute derzeit zwar nicht zu, meint Topp. "Aber immerhin halten wir unser Umsatzvolumen und liegen damit besser als der Markt", sagt der Märklin-Manager.
Mit 1950 Beschäftigten ist Märklin - gemessen an der Größe des Geschäfts - eine wahre Job-Maschine. Märklin pflegt den Fachhandel und kann so vergleichsweise hohe Preise durchsetzen. Bewährt habe sich die seit sieben Jahren laufende "Märklin-Händler-Initiative", berichtet Topp. Die rund 1400 Händler und Märklin zahlen zu gleichen Teilen in einen Marketing-Fonds ein, über den die Händler selbst verfügen können.
Bericht "Die Welt" vom November 1996
In der Spielzeugwelt ist es manchmal wie im richtigen Leben: Der Große schluckt den Kleinen. Am 1. Januar nächsten Jahres übernimmt Marktführer Märklin die Trix Modelleisenbahn GmbH für einen zweistelligen Millionenbetrag.
Die kleinen Trix-Züge sollen weiterhin in Nürnberg entwickelt und hergestellt werden. Sie dürfen auch künftig unter ihrem alten Markennamen über die Mini-Gleise rauschen. Allerdings werden die Verwaltung und der Vertrieb von Trix mit der Märklin-Zentrale in Göppingen verschmolzen. Ob die etwa 230 Beschäftigten des Nürnberger Modellbauers vollständig übernommen werden, steht deshalb noch nicht fest.
In der Miniaturwelt baut Trix Eisenbahnen für die zweitkleinste Spur der Welt: die N-Spur. Maßstab 1:160. Gemeinsam mit Märklin hatte Trix bereits den bayerischen Hofzug von Ludwig II. auf die Schiene gesetzt. Die Nürnberger setzten 1995 rund 43 Mio. DM um, drei Mio. DM mehr als im Jahr zuvor.
Dennoch zu wenig, um in zehn Jahren noch zu bestehen, glaubt Trix-Chef Hans-Georg Mangold. Das Geschäft mit den Mini-Zügen sei teuer. Allein der Entwurf einer neuen Lokomotive koste eine halbe Mio. DM. Mit den Vertriebskosten seien es im Jahr 1,8 Mio. DM. Solche Summen könnten nur noch die Großen verkraften wie Fleischmann, Roco, LGB oder eben Märklin.
Mit 263 Mio. DM Umsatz sicherten sich die Modellbauer aus Göppingen im vergangenen Jahr einen Marktanteil von fast 36 Prozent. In der Übernahme sieht der Branchenführer der Miniaturwelt vor allem eine "Stärkung im internationalen Wettbewerb."
Die Modellbauer müssen umdenken. "Erwachsene und Senioren werden jetzt wieder verstärkt umworben", sagt Corinna Printzen, Sprecherin vom Verband der Spielwarenindustrie. Mit Erfolg, so scheint es. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der Branche Modelleisenbahnen und Zubehör deutlich um 11,8 Prozent auf 735 Mio. DM an.
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Zusammenfassung:
1995 hatten die damals noch getrennten Firmen Trix und Märklin zusammen einen Umsatz von rund 155 Mio. Euro
2003 betrug der Gesamtumsatz von 164,4 Mio. Euro